Peiner Nachrichten, 28.9.2007
Heraus aus dem Schneckenhaus
Peiner Selbsthilfegruppe "intakt" hilft Menschen in sozialer Isolation
Von Iris N. Masson
Kontaktängste nach zwischenmenschlichen Enttäuschungen können in Einsamkeit und Isolation führen. In der Selbsthitfegruppe "intakt" aber ist niemand allein. Sie hilft, Ängste abzubauen, Selbstvertrauen zu steigern.
PEINE. Leere, Unsicherheit, Angst, das Gefühl von Minder- oder Wertlosigkeit. Kein Mensch ist da, mit dem man reden könnte. Die eigenen vier Wande werden zum Gefängnis: Der Pfad der Einsamkeit ist ein Weg in die Isolation. Ein Teufelskreis. Aus dem die Peiner Selbsthilfegruppe "intakt" auszubrechen sucht.
Zur Entstehung sozialer Isolation können zahlreiche Faktoren beitragen, die zum Teil untereinander in Wechselbeziehung stehen und sich wechselseitig verstärken können. Die Gründe dafür sind so mannigfaltig wie die Schicksale von Menschen: Enttäuschung. Ablehnung, Verlust von Arbeitsplatz, geliebten Partner, Familie, Freunden.
Wie bei Uwe (53) aus Ilsede, Der frühe Tod der Mutter, die dadurch fehlende Konstante innerhalb einer Familie und Schwierigkeiten in der Kindheit führten zur Fixierung auf Beruf und Partnerin. Als seine Beziehung scheiterte, war der Weg in die Isolation bereitet: Er zug sich aus dem Leben zurück, die Wohnung wurde zum sicheren Hafen.
Aus dem er herausschipperte durch Umschulung zum Heilpädagogen, durch Gründung von "intakt". Zuhören. Verständnis zeigen für Menschen, die ebenfalls unter Kontaktängsten leiden, ist Anliegen der Gruppe. Zu der auch Frank (50) aus Wehnsen zählt. Wenn ihn Depressionen übermannen, zieht er sich zurück - in die Isolation. Er versteckt sich, ignoriert das Klingeln an der Haustür, das des Telefons. Angst vor dem Alltag, vor alltäglichen Verrichtungen, Verpflichtungen und insbesondere den Menschen hat ihn dann fest im Griff.
Bei "intakt" gewann er Mut, Freunde, wurden ihm Wege aus der Isolation heraus aufgezeigt. Hier lernte er, Probleme selbst in die Hand zu nehmen. Hier fand er Ansprechpartner und Ratgeber, Gleichgesinnte. Die wie er den Rückzug antraten, Kontaktängste entwickelten, nachdem sie aus dem Gleichgewicht geraten waren.
Die aber herauskrochen aus ihrem Schneckenhaus, das ihnen natürlich zunächst einmal - vermeintliche - Sicherheit bot, eine trügerische allerdings, denn sie war nichts anderes als Rückzug von der Welt. Die sie heute wieder positiv sehen - Rückfälle nicht ausgeschlossen.
Doch gemeinsame Unternehmungen wie Konzert- und Festbesuche, Weinnachts- und Silvesterfeiern, Radfahren, Spaziergänge oder Kino stärken und festigen das Selbstbewusstsein, bauen das Selbstwertgefühl auf. Denn vielfach gerade das ist angeschlagen - bedingt auch durch frühkindliche Erfahrungen, Traumata, ständig wiederkehrende Enttäuschungen im Erwachsenenleben, der so genannten Frustration.
Wer allein ist aber, muss nicht einsam sein. Nicht bei der Peiner Seibsthilfegruppe "intakt".
FAKTEN
Name: "intakt" Selbsthilfegruppe für Menschen in sozialer Isolation
Gegründet: August 2001
Mitglieder: 10
Kontakt: KISS (05171) 9.49 95 6C
Treffen: Jeden Dienstag 19 Uhr bei KISS, Echternstraße 24, Peine
Fakten: Etwa 1,4 Millionen Menschen in Niedersachsen leben allein. Wie viele von ihnen unter Kontaktängsten und Isolation leiden, ist nicht bekannt, da sie mit ihren Problemen nicht an die Öffentlichkeit treten, nicht treten konnen. "intakt" hilft, das negative Welt- und Selbstbild wieder positiv zu sehen.
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