Selbsthilfe bei Schüchternheit und sozialer Phobie

 

Rundbrief Dezember 2017

Titelseite

Inhalt:
   - Einladung zum Weihnachtsmarkt
   - Keine Angst vor Fremdsprachen!
   - Filme, die die Welt erklären, Teil 11
   - Warum ich mit Zwängen offen umging
   - Was würde ICH da bloß antworten, Teil 6

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Karikatur zu Weihnachten

ZITAT

"У страха гласа велики."
("U stracha glasa weliki - Die Furcht hat große Augen.")

Russisches Sprichwort



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Weihnachtsmarkt Hannover

Nach Braunschweig und Hildesheim nun Hannover: Der intakt e.V. lädt zum Weihnachtsmarkt ein. Mit Leuten aus verschiedenen Gruppen wollen wir eine Runde um die Buden drehen. Natürlich wird es auch möglich sein, mit den anderen mehr zu reden, "was ist bei euch in der Gruppe gerade das Thema?"
Der Treffpunkt ist am Samstag, 16.12. um 15:30 Uhr "unterm Schwanz", d.h. am Reiterdenkmal auf dem Bahnhofsvorplatz. Wir hoffen auf eine interessierte Beteiligung vor allem der Hannoveraner Sozialphobiegruppen.


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Keine Angst vor Fremdsprachen!

ZUSAMMENFASSUNG
   - Erfahrungen in Polen mit der Landessprache
   - Sprachen sind sich ähnlicher als gedacht
   - Am Ende konnte ich ein "Wortungetüm" übersetzen


Vor kurzem war ich in Polen, in Warschau, Kielce, Krakau und Kattowitz. Wie in jeden Auslandsurlaub nehme ich ein kleines Buch mit, "Landessprache für Touristen". Man könnte jetzt einwenden, wozu, "heute können doch alle Englisch". Es stimmt zwar, die Länder werden sich ähnlicher, das Abenteuer verschwindet. Aber wirklich verbreitet sind Fremd-sprachen doch nicht. Und auch wenn das jetzt rechtspopulistisch klingt: Wer im fremden Land ist, sollte ein wenig die Landessprache lernen (→1).

Das ist in Polen allerdings schwierig. Abschreckende Konsonantengruppen wie das noch einfache SZCZ (mein Buch: "Polnisch hat eben besonders viele davon"), noch mehr Fälle als Deutsch (u.a. "Lokativ"). Und wo die westeuropäischen Sprachen sich gegenseitig beeinflußt haben, mit dem lateinischen Einfluß im Englischen kommt man auch in Spanien weit, steht man im Osten vor der Sprachbarriere. Es wird sofort klar, warum man uns dort als "die Stummen" (→2) bezeichnet.
Das Sprachbuch war zunächst auch eher Angstquelle als Hilfe:
Polnisches Sprachbuch
Doch die ersten höflichen Worte - Guten Tag, ja, nein - kann man schon beim Einchecken im Hotel fallenlassen. Die nächste Stufe sind Straßenstände für Gemüse, Souvenirs oder das Krakauer Kringelgebäck "Obwarzanek". Ich erwischte einen Verkäufer, der meine Standardfrage nach Englisch verneinte. Ich habe zwei "Obwarzanki" dann ohne Englisch bekommen. Einen Satz des Verkäufers habe ich aber nicht verstanden. Nur "po angielsku" und "po polsku" - ich vermute, er meinte: "Du kannst besser Polnisch als ich Englisch."
Aber wie gut kann ich denn nun Polnisch?

Zunächst einmal sind mehr slawische Wörter bekannt als gedacht: Nicht nur "Wodka", "Glasnost" und "Prawda" (→3). Wie heißen z.B. "schwarz" und "weiß"? Denkt an die Länder Weißrußland und Montenegro in ihrer Landessprache: "Belarus" und "Crna Gora". Und was ist dieses "Koniec"? Ach ja, das stand im DDR-Fernsehen bei den Ostblockfilmen immer am: Ende.
Ein Trick funktioniert in Polen erstaunlich oft: Man suche sich ein deutsches Wort, das so ähnlich klingt. dach, kurort, strefa (Zone/Streifen), ratusz (Rathaus), ges (Gans), granica (Grenze). Der "burmistrz" ist vielleicht nur schwer als Bürgermeister zu erkennen, aber dann erklärt er den "zegarmistrz". Ein "Zeigermeister"? Na paßt doch: ein Uhrmacher. Falls es doch nicht zusammenhängt, ist es zumindest eine gute Eselsbrücke. Ist doch gut, daß das polnische "otwarte" das selbe heißt wie das spanische "abierto". Und nun darf geraten werden, welches Fahrzeug im "Glücksrad" gesucht wurde: "samochód z szyberdachem". (→4)

Das komplizierte Kasussystem der Polen verliert ein wenig seinen Schrecken beim Gedanken an Latein. Auch da hat man viele Fälle (→5). Manchmal sind sogar die Endungen ähnlich: der polnische Plural mit I oder Y ist bekannt aus Italien. Ein Spaghetto, viele Spaghetti. Es paßt auch die neutrale Deklination: Latein "Visum / Visa", Polnisch "Piwo / Piwa".

Bei der Rückfahrt bewies mir die polnische Sprache, daß sie lernbar ist. Ich sah aus dem Busfenster ein Schild: "Nieruchomosci". Was heißt das? Es klingt erstmal wie ein slawisches Wortungetüm. Aber vielleicht kann man es zerlegen? Man kann: "Nie" ist einfach. Auch wer nicht polnisch "nein" sagen kann, kann es russisch: njet. "Ruch" wird in meinem Sprachbuch an prominenter Stelle übersetzt, denn so heißt nicht nur eine Kioskkette, sondern auch viele Sportvereine. Es bedeutet "Verkehr" und vielleicht auch "Bewegung" oder "vorwärts". "...osc" war auch in dieser Gewerkschaft von Lech "Wawengsa": Solidarnosc (Solidarität). Es ist dann wohl eine Endung wie bei uns "heit". Und das I siehe oben. Also ergibt sich sowas wie "Nichtverkehrsheiten". Hä? Oder "Nichtbewegheiten"? Der Geistesblitz kam in Latein: Immobilien. In dem Moment wußte ich, was hier in der Überschrift steht: Keine Angst vor Fremdsprachen!

Und ich behaupte jetzt wie sonst auch: Ihr könnt das auch. Polamania pióra!

Julian / Braunschweig

↑1 Das Gegenteil klingt genauso rechtspopulistisch: Wer Einheimische zum Fremdsprachenlernen auffordert, "will doch nur den Leuten im Ausland seine Muttersprache aufzwingen". In Wahrheit sind beide Aussagen nicht rechts, sondern nur Beispiele, wie jeder unerwünschten Meinung das Etikett "rechts" angehängt werden kann.

↑2 Gemeint ist: "Die Leute, die unsere Sprache nicht können"

↑3 Die Statue "Prawda" im "sächsischen Park" in Warschau ist aber nicht nackt.

↑4 Sendungen wie "Glücksrad" ("Kolo fortuny") und "Wer wird Millionär" ("Milionerzy") sind wunderbar zum Sprachenlernen.

↑5 Die modernen romanischen Sprachen haben das lateinische Kasussystem aber aufgegeben und durch Präpositionen ersetzt: a la carte, Pizza al forno, Palma de Mallorca.




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Filme, die die Welt erklären
Teil 11: Der wird gebrochen

Die heutige Filmszene ist aus "Das Krokodil und sein Nilpferd", womit Bud Spencer und Terence Hill gemeint sind. Naja, in deren Filmen ist die Handlung eigentlich unwichtig, aber ich muß sie doch kurz erklären: Die beiden sind Wildhüter in einem südafrikanischen Nationalpark und kämpfen gegen eine Großwildjäger-Mafia. Der Mafiaboß versucht es zuerst mit Bestechung und lädt die beiden daher zu einem luxuriösen Essen ein, mit goldenem Besteck. Anwesend sind außerdem ein halbes Dutzend Schlägertypen. Also eigentlich ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.

Spencer & Hill können natürlich. Wer eh jede Schlägerei gewinnt, kann sich ein provokant-cooles Auftreten leisten. Bud Spencer trägt ein Band mit Kinderschnuller um den Hals und entsorgt die Reste seiner Speisen auf dem Teller seines Nebenmanns. Ein riesiger Glatzkopf, mit dem "man" sich also lieber nicht anlegt.
Terence Hill reißt wie in jedem Film seine coolen Sprüche. Aus Kaviar, Butter, Salz, einem Krümel Pfeffer, "und nun: Das schönste! Den Chaaam - pagner!" mixt er sich einen Cocktail und trinkt ihn auf Ex.
TH: "C'est tres delicieuse! Ja, so spricht Paris!"
BS: "Wer ist das?!"
TH: "Das ist eine Stadt!"
BS: "Achso, ja, hab ich auch schonmal gehört."

Zwischendurch holt er die Schmiergeldbriefe unter den Tellern hervor und gibt sie dem Mafiaboß zurück. "Liegt versehentlich hier, wohl ein Pfändungsbescheid vom Gerichtsvollzieher."
BS: "Was ist'n das, ein Gerichtsvollzieher?"
TH: "Das gleiche wie ein Korkenzieher. Der zieht aber nicht den Korken, sondern das Geld aus den Flaschen."

Zum Schluß versucht es der Mafiaboß doch mit einer noch höflichen Drohung. "Ich denke, daß wir uns einig werden. Alles eine Frage der Flexibilität. Und wer sich nicht freiwillig beugt - der wird gebrochen." Dabei zerbricht er mit einer Hand mühsam den Knochen seines T-Bone-Steaks. Bud Spencer nimmt den Knochen seines Steaks (genauer: den Knochen eines seiner mindestens fünf T-Bone-Steaks) und zerbricht ihn mühelos. Dabei bestätigt er: "Der wird gebrochen."
Natürlich beginnt kurz danach die Schlägerei.

Julian / Braunschweig


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Erfahrungsbericht
Warum ich mit Zwängen offen umging

Sechs oder sieben Jahre lang, ich kann es nicht mehr genau sagen, trug ich dieses Geheimnis mit mir umher. Dass ich Zwänge hatte, das wusste zu diesem Zeitpunkt nur mein allerengstes Familienumfeld. Denn das konnte ich nicht an der Nase herumführen. Allein der Wasser- und Seifenverbrauch hatte irgendwann ans Tageslicht geführt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Und dass ich Waschzwänge, Kontrollzwänge, Zählzwänge, später auch schwere Zwangsgedanken hatte. Doch über meine Eltern hinaus, da konnte und wollte ich es niemandem anvertrauen. Mein Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut war es damals, dem ich mich anschließend öffnete. Auf dem wöchentlichen Weg in seine Praxis legte ich einen Spießrutenlauf zurück. Denn hinter jedem Fenster im hier so beschaulichen Dorf lauerte manch neugieriger Mitbürger, der sich dafür interessierte, was ein ungefähr 14-Jähriger denn bei einem "Seelenklempner" wollte. Ich hatte es bereits mitbekommen, dass man sich das Maul zerriss, dass man munkelte und spekulierte. Allein in der Schule, da fühlte ich mich sicher. Denn da war ich weitgehend symptomfrei - und entsprechend mutmaßte wohl kaum jemand etwas davon, dass ich "zwängelte".

Doch der Leidensdruck stieg. In der Öffentlichkeit riss ich mich nach Möglichkeit zusammen, nichts von meinen Eigenheiten nach außen durchdringen zu lassen. Während ich gleichsam mit einem zweiten Outing über meine sexuelle Orientierung haderte, sollte das erste kurz bevorstehen: Wie dankbar war ich über die Anfrage eines Fernsehsenders, der damals - über die DGZ vermittelt - auf mich zukam und nach einem Protagonisten für einen Beitrag in einem täglichen RTL-Magazin suchte. Ich selbst musste nicht lange mit mir ringen, bis ich innerlich zugesagt hatte. Überzeugen musste ich noch meine Mutter, die anfangs keineswegs so begeistert war wie ich. Warum ich denn mit solch einem offensiven Schritt meine Krankheit publik machen wollte, fragte sie mich. Doch für mich war klar: Nur mit einer "Schocktherapie" konnten diejenigen, die sich in meinem Umfeld die schlimmsten Gedanken über den Gesundheitszustand des "kleinen Dennis" machten, beruhigt werden. Ich war fest davon überzeugt, dass es mir helfen würde, endlich reinen Tisch zu machen - und das die besänftigt würden, die in ihrem Bedürfnis nach neuen Informationen die tollsten Gerüchte in die Welt setzten.

Dreharbeiten sind nicht einfach, gerade nicht im Lebensumfeld. Denn sie zogen in einer Ortschaft mit 4000 Einwohnern, in der eben doch fast jeder jeden kennt, wiederum Blicke auf sich. "Freuen Sie sich doch daran, dass ich unser schönes Dorf in die Medien bringe", reagierte ich auf all jene, denen fast die Augen aus dem Gesicht fielen: "Herr Riehle, was machen Sie denn mit dem Fernsehen hier?". Mich wunderte, dass keiner dabei war, der seine Angehörigen grüßen wollte, so erstaunt klammerten sich Manche an Kamera und Scheinwerfer, die mich einen Tag fast jede Minute und bei jedem Schritt begleiteten. Das Resultat aber war gut. Kurz nach der Ausstrahlung stand das Telefon nicht mehr still. Und ich hatte damit gerechnet, dass ich nun einige Freundschaften verlieren würde. Denn theoretisch wusste nun die ganze Nation, dass ich Zwänge hatte. Und wer will schon gern mit jemandem befreundet sein, der eigentlich kaum noch Zeit findet für Partys, für lockere Stunden im Freien, für Hobbys und Freizeit mit Gleichaltrigen - weil er stattdessen die Pflastersteine auf den Straßen zählte, die Hände wusch, bis sie blutig waren oder der in seinem Kopf Gedanken darüber hin und her kreisen ließ, ob es denn für einen friedliebenden Menschen wie mich möglich sei, jemanden mit einem Messer zu verletzten.

Doch nein, die Reaktionen waren ganz andere: Für meinen Mut, meine Courage und meine Ehrlichkeit gratulierten mir nicht nur Klassenkameraden, sondern auch Nachbarn und die, die noch Wochen zuvor hinter dem Fenster standen und damit liebäugelten, was ich beim Psychologen suchte. Irgendwie war mir das schon ziemlich peinlich, denn ich hatte es vor allem für die getan, die sich ebenso einsam fühlten mit ihren Zwängen, die kein Vertrauen finden konnten in Bezugspersonen, am Arbeitsplatz oder in ihrem Privatleben. Ihnen wollte ich Kraft schenken - wenngleich ich wusste, dass mein Weg keinesfalls Vorbild sein kann für die, die noch selbst mit der Annahme der eigenen Krankheit rangen. Und auch heute würde ich niemandem "empfehlen", die große Bühne für sein Bekenntnis zu Zwängen zu suchen. Solch ein Schritt muss aus dem Innersten kommen und kann kein Selbstläufer sein. Er muss gewollt werden - und er braucht Standfestigkeit. Denn es gibt bei all den Menschen, die engagierten Auftritte gegenüber der Öffentlichkeit zu würdigen wissen, auch jene, die darauf mit Häme und Spott reagieren. Dass ich seit jeher transparent mit meinen Zwängen umgegangen bin, das hat mir viel Respekt, aber eben auch viel Anfeindung entgegengebracht. Das muss man aushalten. Und das ist in einer Gesellschaft, in der psychische Krankheit noch immer verpönt scheint, nicht immer leicht.

Mittlerweile suche ich nicht mehr die Scheinwerfer, auch wenn die Erfahrung, Zwänge ein Stück weit alltagstauglicher zu machen, für mich eine große Zufriedenheit brachte. Schnell wird man in der Presse des 21. Jahrhunderts "verheizt", und das soll nicht Sinn der Sache sein. Neben der eigenen Bewältigung meiner Krankheit, neben dem langen Prozess der Akzeptanz einer seelischen Beeinträchtigung in meinem Leben stand vor allem der Wunsch, Zwangserkrankungen bekannter und anerkannter zu machen, im Vordergrund jeglicher öffentlichen Betätigung. Denn ich weiß aus den vielen Kontakten mit Gleichbetroffenen, wie schwer sich viele von ihnen bereits damit tun, sich selbst ein psychisches Problem einzugestehen. Wie soll dann ein Preisgeben solch eines Persönlichkeitsmerkmales, das wir nicht als uns zugehörig hinnehmen müssen, aber zu dem es sich zu bekennen lohnt, auf wirklich fruchtbaren Boden fallen, wenn die Angst vor Ablehnung und Rückweisung sehr viel stärker ist als die Aussicht auf diesen befreienden Moment, in dem wir uns nicht mehr verstecken müssen, sondern in dem der Ballast abfällt mit all den Ausreden, all dem Rückzug und all der Verheimlichung, die man über Jahre und Jahrzehnte praktizierte? Es war ein Moment der tiefen Dankbarkeit gegenüber mir selbst, dass ich den Schritt gewagt hatte, aus dem Korsett der Verschlossenheit zu entfliehen. Und ich wünsche das Gefühl jedem - und sei es nur gegenüber dem Partner, dem Vater oder dem Freund, all das anzuvertrauen, was man an Zwanghaftem jeden Tag neu auf seinem Buckel trägt.

Heute ist mir die Arbeit dort wichtig, wo ich selbst einst begonnen hatte, mich langsam mit meinem Geheimnis vorzuarbeiten: In Schulen ist die Notwendigkeit der Aufklärung über Zwangs-störungen dringend geboten. Das merke ich immer wieder aufs Neue, wenn ich einzelne Unterrichtsstunden oder ganze Projekttage mit denen gestalte, die seelischer Gesundheit einerseits so unvoreingenommen, andererseits mit so vielen Vorurteilen behaftet begegnen. Gerade, weil ich selbst vermisst habe, dass an unserer Schule über die Möglichkeit von psychischen Problemen gesprochen wurde, setze ich mich jetzt dafür ein, dass wir möglichst schon in der Jugend ein Gespür dafür entwickeln, was es bedeutet, "anders" zu sein. Die Faszination gegenüber "Zwängen" ist groß, das erfahre ich jedes Mal wieder. Nicht nur, weil jeder von uns mit vorübergehenden Tics und Marotten etwas anfangen kann, sondern weil sich Jugendliche von heute glücklicherweise oftmals trauen, ein eigenes Bild über die Lebenswirklichkeit zu erlangen, fällt es zunehmend leichter, auch jene für das Thema zu gewinnen, die auf der anderen Seite mit größtmöglichen Stereotypen des "psychisch Kranken" in den täglichen Meldungen auf "Facebook" und Co. konfrontiert werden. Doch gerade denen, die heute und künftig an Zwängen erkranken, sind wir es schuldig, die Atmosphäre des Angenommenseins zu stärken. Es gibt viele Gelegenheiten, das beginnt mit Toleranz im Kleinen. Und doch können wir mit ein bisschen Offenheit so viel bewirken...

Dennis Riehle
Martin-Schleyer-Str. 27
78465 Konstanz
Webpräsenz: www.Dennis-Riehle.de


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Was würde ICH da bloß antworten?
Teil 6: Der erste Schritt zur Konfusion

Auch diese Serie ist kürzer als die Sammlung der Texte, die hineinpassen würden. Ich könnte noch einige Stilblüten bringen über Mozartkugeln, Klopapierhandys, Joghurt mit Fußballaroma oder den Konkurs der SPD.
Aber weil es hier um Verhalten in stressigen Gesprächen geht, ist etwas anderes wichtiger: War denn nicht auch ein Interview, das für uns in die Hose gegangen ist? Wo uns unser "Opfer" den Witz aus der Hand gerissen hat? Doch, natürlich:

Wir haben zu dritt auf einen Einzelnen eingeredet. Der Kinderwagen, den er schob, machte es leicht, ihm den Weg zu verstellen. H konnte als Segelflieger die Leute mit Fachausdrücken zulabern. J bin ich.

[H] ... und wir haben ein neues Projekt gerade an Laufen, und zwar heißt das das Projekt Hoch-Tief, Sie werden das gleich mal, sehen, zeig das mal bitte kurz...
[F] ... mal erläutern [zeigt den schlechten Ausdruck einer Weltkugel-Grafik mit H- und T-Buchstaben]. Sie sehen, heute ist ja wunderbares Wetter, was ja normalerweise garnicht sein könnte zu dieser Jahreszeit [März]. Das kommt alles zustande durch das Projekt Hoch-Tiefdruckgebiet. Sie sehen, über dem Pazifik ist ja normalerweise immer so ziemlich schlechtes Wetter, und über Deutschland wäre normalerweise auch schlechtes Wetter. Und die ganze Hitze kommt zur Sahara. Und jetzt ham wir uns gedacht, daß wir, vielleicht mal, ein bißchen Wärme abbekommen in Deutschland, und daß die Sahara endlich mal wieder 'n bißchen schön Regen kriegt. Und...

Keine schlechte Vorstellung, denk ich.
[H] Und ich denke auch, es ist sehr wichtig, daß wir, äh, durch diesen Abstand zwischen den beiden Hoch- und Tiefdruckgebieten keine Okklusionsvorgänge mehr finden, das heiß, das einzig Gute an diesen Okklusionsvorgängen wären vielleicht die Konvergenzen, die dann natürlich auch wieder schönes Wetter hervorrufen, aber in den Warmsektoren dieser Okklusion, die dann ebenfalls auftritt, wenn Hoch- und Tiefdruckgebiet aufeinander-treffen, ist also hauptsächlich schlechtes Wetter zu erwarten, und deshalb äh haben wir auch gleich dieses Hochdruckgebiet über eben Deutschland und diese Tiefdruckgebiete über dem Pazifik und über der Sahara so weit auseinandergelegt. Ja was halten Sie denn nun davon?
Ich denke, wenn ihr das hinkriegt, diese Konklusion und Vermischung...
[H] Okklusion, ja
... Tiefdruckgebietes, zu verwirklichen...
[F] Auf orthogene Weise haben wir das ja schon geschafft...
... man könnte das auch tänzerisch machen, die alten Indianer mit ihren Aufführungen der Regentänze, wenn ihr das dann in Deutschland vielleicht mit der Trachtengruppentradition noch vermischt, könnte das durchaus klappen.
[H,F,J durcheinander] Der erste Schritt... wir machen... weiter... rein wissenschaftlich mit Flugzeugen... ja eine Sache... der erste Schritt...
Laßt ihr mich 'n bisschen weiter, also...
[F] Natürlich, nochmal schönen Tag.
[H] Kein Problem, schönen Tag noch.


Mit diesem schönen Tag möchte ich die Serie beenden. Aber halt, es fehlt noch eine typische Fernsehfrage, auch wenn wir nicht vom Fernsehen waren und unser Mikrofon mit Paketklebeband an eine weiße Metallstange geklebt war:

Möchtet ihr noch wen grüßen?
[Kind 1 bekommt das Mikrofon vorgehalten] (unverständlicher Name)
[Kind 2 bekommt das Mikrofon vorgehalten] Ich nicht.
[Mutter bekommt das Mikrofon vorgehalten] Ja, wir grüßen alle - Gifhorner.
[Kind 1 reckt sich zum Mikrofon] Oder unsere Meerschweinchen.

OK. Schnitt!

Dieser Rundbrief möge dafür sorgen, daß der Gruß nach 20 Jahren doch noch bei allen Gifhorner Meerschweinchen ankommt.

Julian / Braunschweig


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zuletzt am 16.07.2023 um 12 Uhr 26