Salzgitter-Zeitung, 9.1.2008
Neue Selbsthilfegruppe will Schüchternen Mut machen
Beratung und Unterstützung bei sozialen Ängsten: Verein Intakt wird auch in Salzgitter aktiv - Erstes Treffen am Freitag
Von Peter Gamauf
SALZGITTER. Schüchterne werden oft als still, uninteressant oder sonderbar missverstanden. Sie haben besondere Stärken und Kompetenzen, aber es fällt ihnen schwer, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Eine neue Selbsthilfegruppe soll ihnen die Chance geben, sich freier entfalten zu können.
"Ich bin jemand, der schwer auftaut, der Bedenken hat, in Fettnäpfchen zu treten, die ich nicht erkenne", gibt Julian Kurzidim zu. Trotzdem: Der 32-Jährige wagt sich an die Öffentlichkeit, wird von der kommenden Woche an in Salzgitter eine Selbsthilfegruppe für Schüchterne und Menschen mit sozialen Ängsten leiten.
Der Braunschweiger Kurzidim ist Vorsitzender von Intakt e. V., des Norddeutschen Verbandes der Selbsthilfe bei sozialen Ängsten, dem bereits zehn Gruppen in der Region angehören. "Der Verein will die Betroffenen beraten und unterstützen, helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern", erklärt der studierte Sozialarbeiter.
Ehe er vor fünf Jahren die Braunschweiger Gruppe gründete, holte er sich Hilfe aus Peine, wo bereits eine Gruppe existierte. "Ich war selbst betroffen, wollte etwas für mich tun und mich mit Leuten treffen, die die gleichen Probleme haben", sagt er, "der Wunsch, etwas zu verändern, war so stark, dass ich es schaffte, an die Öffentlichkeit zu gehen."
"Du bist nicht allein"
In Salzgitter wird nun die elfte Gruppe gegründet. Wie sieht die Zielgruppe aus? "Menschen mit Hemmungen und Kontaktproblemen, Leute, die bei Bewerbungsgesprächen unsicher sind oder aus Angst vor Kritik bestimmte Dinge einfach nicht tun. Zum Beispiel, ihre Meinung sagen", zählt Kurzidim auf. Wer nicht sicher sei, ob die Gruppe etwas für ihn ist. der könne ihn anrufen - oder am 11. Januar einfach zur ersten Gruppensitzung kommen.
"Im Durchschnitt kommen sechs Leute zu den Treffen", sagt Kurzidim. Die Probleme der Betroffenen sind facettenreich, ebenso Ursachen und Wirkungen. "Bei allen Unterschieden gibt es doch sehr viele Berührungspunkte." erklärt der 32-Jährige. Du bist nicht allein: Diese Botschaft sei zunächst einmal die wichtigste, die die Teilnehmer in der Gruppe erfahren. "Für Leute, die sich vielleicht jahrelang vergraben haben, ist der Schritt in die Gruppe teilweise ein großer Schritt. Hier können sie auch Freunde finden." Aber auch mit gruppenübergreifend Betroffenen sprechen, die bereits Erfahrungen mit Therapien haben.
Auf die Menschen zugehen
Menschen in die Gesellschaft integrieren. die nicht den Mut haben, auf die Gesellschaft zuzugehen: Das ist die erklärte Absicht des Vereins. "Wir haben die Möglichkeit, auf sie zuzugehen, bevor ihr Problem größere und kostenintensivere Hilfeanstrengungen nötig macht", sagt Kurzidim.
Gemeinsame Essen, Boßelturniere und Ausflüge runden das Programm ab. "Ich möchte den Menschen Mut machen zu kommen", sagt Kurzidim. Er wird die Gruppe in der Anfangsphase leiten und hofft, dass später ein Salzgitteraner diese Rolle übernimmt.
INFORMATION
- Die Selbsthilfegruppe für Schüchterne und Sozialphobiker trifft sich zu ihrer Gründungsversammlung am Freitag. 11. Januar, um 19 Uhr in den Räumen der Evangelischen Familien-Bildungsstätte, Kattowitzer Straße 225.
- Die Famlllen-Bildungsstätte stellt die Räume zur Verfügung und unterstützt die Gruppe in der Anfangsphase.
- Die Gruppe wird sich 14-täglich zu einem Gesprächskreis und gelegentlich
zu Freizeitaktivitäten treffen.
- Eingeladen sind Menschen aller Altersstufen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
- Kosten entstehen nach Angabe des Intakt-Vorsitzenden Julian Kurzidim nicht, es bestünde die Möglichkeit zu spenden.
- Kontakt: 05 31/3 49 6518
- Internet: www.schuechterne.org
- Mail: Intakt-ev(ä)schuechterne.org
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