Selbsthilfe bei Schüchternheit und sozialer Phobie

 

Salzgitter-Zeitung, 7.4.2021

Salzgitters Selbsthilfegruppen sind für euch da
Salzgitter-Lebenstedt: Eine Gruppe hilft Menschen mit Sozialphobie

Von spy

Um auf sich aufmerksam zu machen haben sich viele von Salzgitters Selbsthilfegruppen am Salzgittersee getroffen. Die Botschaft: "Wir sind noch da."

SALZGITTER. Kontakte aufrecht erhalten in Zeiten von Kontaktbeschränkungen? Das fällt nicht immer leicht. Die Salzgitteraner Selbsthilfegruppen haben sich nun am Salzigttersee getroffen, um zu zeigen, dass sie noch da sind, und um zu sagen: "Wir sind für euch da." Denn seit der Pandemie war es still geworden um die Gruppen, so Almut Speer, Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Sie wollen Mut machen und ein Zeichen der Solidarität setzen. Die Salzgitter Zeitung war dabei und hat gefragt, worin zurzeit die Schwierigkeiten liegen, aber auch, was in diesen Zeiten Mut macht.

Eisfeld: "Entscheidet nicht ohne uns über uns."

Edeltraut Brendel vom Gesprächskreis für Krebskranke in Salzgitter-Bad sieht in den Kontaktbeschränkungen eine große Hürde. Die digitalen Formate könnten das persönliche Gespräch nicht wett machen, so die 77-Jährige aus Gebhardshagen. Sie hofft auf die Impfungen und arrangiert sich mit den momentanen Zuständen. "Seht zuversichtlich in die Zukunft und redet nicht alles schlecht", rät sie.

Für die Landesvertretung des Verbands für Selbsthilfe Körperbehinderter war Hans-Werner Eisfeld vor Ort. Er beobachtet bei den Menschen mit Behinderungen Sorge um die Impfungen. Sie verstünden nicht, warum sie dass sie in der Reihenfolge so weit hinten lägen. Die Arbeit mit Schwerbehinderten ist es, was ihm momentan Kraft gebe. "Entscheidet nicht ohne uns über uns", wendet er sich an die Politik.

Hofmann: "Nicht abwarten, sondern anrufen."

Von der DRK Krebsberatungsstelle war Sonja Hofmann am See. Momentan sei es schwierig, die Menschen zu motivieren. Das habe während des ersten Lockdowns noch besser funktioniert. Auch sie hofft darauf, dass die Impfungen den Durchbruch bringen und rät: "Wartet nicht ab, sondern ruft an! Egal, ob bei körperlichen oder seelischen Problemen."

Gerd Mielke und Gerhard Nothhaft vertraten die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe. Ihre Gruppe kämpfe damit, dass die Präsenztreffen nicht stattfinden könnten. Gerade viele Ältere hätten keinen Rechner, von dem aus sie teilnehmen könnten. Die Impfungen sind ihr Hoffnungsträger. "Sobald wir damit durch sind, können wir uns wieder treffen", so Nothhaft. Beide sind sich einig: Ab dem 40. Lebensjahr sollte der PSA-Wert bekannt sein.

Kehlkopfoperierte leiden unter Lockdown - Kontakte gehen kaputt

Die Deutsche Ilco e. V. war durch die Salzgitteraner Gruppensprecherin Brigitte Sontowski vertreten. In der Gruppe können sich Darmkrebserkrankte und Stomapatienten austauschen. Neuerkrankte zu erreichen, sei momentan eine große Hürde, so die 69-Jährige. Eine Rückkehr zur Normalität wünscht sich auch die Gebhardshagenerin und sagt: "Verliert den Mut nicht!"

Aus der Selbsthilfegruppe für Kehlkopfoperierte waren Hartmut Fürch, der auch die Fotos von der Aktion geschossen hat, Harald Schlechter und Werner Kubitza da. Durch die Kontaktbeschränkungen gingen Kontakte kaputt, so Fürch, der die Gruppe leitet. "Wir sind auf den Kontakt angewiesen", sagt Kubitza, der die Gruppe 1999 gegründet hat. "Haltet euch an die Regeln", so der 72-Jährige.

Pflegende Angehörige hoffen auf Impfungen

Edelgard Strauß vertrat die Kontaktstelle des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter bei der Aktion. Früher hätte sich die Gruppe, deren Mitglieder aus der ganzen Region stammen, in einem Garten in Querum getroffen. Sie hofft, dass sich die Zustände bald normalisieren und vielleicht sogar die Sommerfreizeiten stattfinden können. "Wir müssen durchhalten", sagt sie.

Ilse Meyer und Maria Seibert sind bei den Pflegenden Angehörigen. Die Pandemie ließe Kontakte abreißen, so Meyer, das bereite Schwierigkeiten. Auch Meyer und Seibert hoffen auf die Impfungen, damit sie ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Denn die pflegenden Angehörigen seien kein Verein: "Wir fühlen uns wie eine Familie."

Teilhabeberatung ist da - die ganze Zeit

Von der Selbsthilfegruppe für Poliomyelitis waren Irmgard Kollwitz und Bettina Langpfahl vor Ort. Die größte Schwierigkeit sei, Ärzte für ihre Gruppenmitglieder zu finden. Die einzige Poliostation Deutschlands läge in Koblenz. Zurzeit sei es schwer, die Mitglieder zu reaktivieren, so Kollwitz. Doch sie hätten sich vorgenommen, Kraft der Gemeinschaft und Freundschaft zu nutzen, sagt Langpfahl.

Von der ergänzenden Teilhabeberatung (EUTB) war Sonja Bartmann da. Da die Präsenzberatung zurzeit ausfalle, müssten die Angebote telefonisch stattfinden, so Bartmann. Doch gerade bei älteren Menschen sei dies häufig nicht so einfach. Positiv bewerte die 41-Jährige Braunschweigerin den Ausbau der Online-Angebote. "Wir sind da - die ganze Zeit", sagt sie.

"Lernt von denen, die "normalerweise" schon kämpfen", rät Kurzidim

Der Norddeutsche Verband der Selbsthilfe bei sozialen Ängsten war durch Julian Kurzidim vor Ort. Der 45-Jährige kämpft damit, seine Leute motiviert zu halten. In der jetzigen Situation verstärkten sich die Ängste vieler seiner Mitglieder. Er rät, die Zwangsfreizeit zu nutzen. "Haltet durch", sagt er und rät, von denen zu lernen, die schon im "normalen" Leben kämpfen müssen.

Rotraut Kreie vertrat die Rollstuhlgruppe des Deutschen Roten Kreuz (DRK) bei der Aktion am See. Die 66-Jährige ruft die Mitglieder ihrer Gruppe an, denn hier verzichten sie zurzeit auf Treffen. Auch Kreie hofft auf die Impfungen gegen das Virus, damit das Programm wieder starten kann. "Verliert nicht den Mut und hört nicht auf, auf Besserung zu hoffen", sagt sie.

Lutz Tabert: "MS-Patienten sind noch da"

Am See waren auch die Guttempler vertreten. Suchthelferin Karin Horejsi war für sie da. In den Video- und Telefonkonferenzen spüre auch sie die Sehnsucht nach Präsenz. Doch sie sieht optimistisch nach vorne. Viele neue und moderne Formate seien in den vergangen Monaten erprobt worden. Mit ihnen hofft sie auch Jüngere zu erreichen. "Keiner muss seine Sorgen und Ängste allein tragen", sagt sie.

Aus der Selbsthilfegruppe für Multiple Sklerose (MS) war Lutz Tabert da. "Das Problem ist, wie man die Schäfchen zusammenhält", erzählt der 58-Jährige. Alles schwabbele so vor sich hin. Er hofft auf eine Einordnung der MS-Erkrankten in die früheren Impf-Priorisierungsgruppen. "Uns gibt's noch!", so Tabert, der gerne wieder ein Café besuchen möchte.

SHG Gibromyalgie: "Wir sind wie eine kleine Familie."

Ellen Segert leitet die Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Fibromyalgie, einer Schmerzerkrankung, leiden. "Wir können uns nicht treffen, nichts organisieren", beschreibt die 70-Jährige die Situation. Jeder sei in der Gruppe willkommen, erzählt die Lebenstedterin. "Wir sind wie eine kleine Familie, sind uns sehr nah."

Die Selbsthilfegruppen böten Betroffenen, wie in vielen Fällen auch Angehörigen, die Möglichkeit, sich gemeinsam und konstruktiv der Bewältigung von Problemen zu widmen, so Almut Speer von der KISS. Hier könne voneinander gelernt, sich gegenseitig gestärkt und Mut gemacht werden. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen konnten die Gruppen lange nicht stattfinden. Seit einiger Zeit dürfen sich Selbsthilfegruppen wieder treffen, aber die Mitglieder schrecken häufig davor zurück, weil sie selbst als Risikopatienten gelten.

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zuletzt am 16.07.2023 um 12 Uhr 26