Selbsthilfe bei Schüchternheit und sozialer Phobie

 

Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin

Kathrin Passig, Sascha Lobo, Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin

Von

Kathrin Passig, Sascha Lobo

Verlag

Rowohlt Taschenbuch

ISBN

978-3-499-62424-7

Jahr

2008


Dieses Buch ist ein "Anti-Ratgeber" - im bewußten Gegensatz zu "üblichen" Ratgebern, die Selbstdisziplin empfehlen.

Es wendet sich an Menschen, die Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen, obwohl sie eigentlich leistungsfähig und -willig sind. Symptom ist vor allem die "Prokrastination": das Aufschieben unbeliebter Aufgaben, bis es fast - oder eh schon längst - zu spät dafür ist. Ein anderes sind Ausreden und Entschuldigungen, weil man schon wieder eine Aufgabe liegenbleiben ließ - ähnlich wie in unseren Gruppen, in denen immer wieder wer den Austritt nicht zugeben möchte.

Passig und Lobo gehen anders an die Sache als gewohnt: wer die Selbstdisziplin eh nicht aufbringt, soll den Alltag so einrichten, daß Unlust möglichst wenige Schäden erzeugt.
So erklärt sich, daß das Buch ist in einem lockeren Ton geschrieben ist - bis hin zur Selbstironie. Lobo erklärt seinen Nachnamen mit "Lifestyle of bad organisation" ("Lebensstil der schlechten Organisation").
Kritische Anmerkungen zum Arbeitsethos der fleißigen Karriere fallen viele, und oft läßt sich ihnen kaum etwas entgegnen. Z.B. das Phänomen, daß mehr Arbeitszeit zu mehr Kaffeepausen führt, oder Hinweise auf den Doppelcharakter vieler Dinge: "Selbstdisziplin ist wie eine Kettensäge: Man kann mit ihr ganze Wälder fällen, sich aber auch nebenbei ein Bein amputieren."
Trotz allem ist es kein Loblied auf das bekifft-gemütliche "Hängenlassen", schließlich steht das Autorenduo voll im Berufsleben (sie als Autorin, er als Internetphilosoph).

Tips wie "Aufgeben - der schnelle Weg zum Sieg" sind daher so zu verstehen: "Hör auf deine innere Stimme: Die guten oder schlechten Gefühle vor Arbeitsbeginn zeigen dir, welche Tätigkeiten du wirklich willst. Mach von diesen mehr." Also eine Idee, Pflicht und Zufriedenheit näher aneinander zu bringen.

Wir kennen die im Buch geschilderten Probleme oft selbst, wenn auch nicht in dem Ausmaß, in dem sie vorgestellt werden: Wer hat noch nie eine wichtige Aufgabe unter Zeitdruck "weggemacht", und mit Angst vor Blamage bei Null-Ergebnis? Zeitdruck und Versagensangst werden im Buch als Motivationshilfe für unangenehme Tätigkeiten genannt.

Für "besser Organisierte" (was nicht immer "gut organisierte" bedeuten muß) kann das Buch also eine Erfahrung sein, daß auch Erfolgreiche mit ihrer erfolgreichen Arbeit kämpfen, ihre Arbeiten erst 5 Minuten vor Schluß beenden (oder gar anfangen) oder ihre Post wochenlang nicht öffnen. Wochenlang? Oh ja, das Buch beschreibt oft ein Ausmaß von "bad organisation", daß ich nicht sicher bin, wie es in einer Messie-SHG bewertet wird.

Ob das Buch wirklich zu einer Lebensverbesserung führt, sei dahingestellt und eh bei jedem Menschen anders - aber es ist eine Einladung, die Dinge lockerer zu sehen.
Und deshalb bleibt dieser Text jetzt so, wie er ist, obwohl das Buch noch viel mehr interessante Gedanken bringt ;-)


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zuletzt am 16.07.2023 um 12 Uhr 26